Die Vorgeschichte der NSDAP und neue Quellen zu Adolf Hitler.

Mit den neuesten historischen Entwicklungen wie der Asylproblematik und der Entstehung neuer politischer Parteien und Gruppierungen wie z.B. AfD, „Pegida“, „Legida“ ist das Interesse an radikalen politischen Strömungen und damit auch an der Geschichte der Weimarer Republik und des Dritten Reichs in der breiten Öffentlichkeit neu erwacht. Wer nun heutige Entwicklungen mit historischen vor allem denen der Weimarer Republik vergleichen will, tut jedoch gut daran, sich über die damaligen Zeitumstände detailliert zu informieren.

Deshalb wollen wir künftig auf dieser Plattform Neuerscheinungen zum Thema Nationalsozialismus, aber auch früher erschienene und grundlegend wichtige Titel die entweder bei uns im Ph. C. W. Schmidt Verlag in Neustadt erschienen sind oder bei uns im Hause gedruckt wurden dazu vorstellen.

Zunächst: Einstimmung – Lesegenuß: Feuchtwanger und Rosendorfer

Das Zeitkolorit der frühen 20er Jahre erschließt sich besonders gut in zwei Werken, zum einen „Erfolg“ von Lion Feuchtwanger, erschienen 1930, zum anderen „Die Nacht der Amazonen“ von Herbert Rosendorfer aus dem Jahre 1992.

Feuchtwanger, Erfolg

„Erfolg“ spielt im München der frühen 20er Jahre und zeigt, wie Egoismen, Korruption und Karrieredenken der „ehrenwerten“ Gesellschaft der provinziellen Hauptstadt München den Aufstieg der Nationalen – teils ungewollt – ermöglichen. Viele Personen des Romans sind an historische Protagonisten angelehnt, etwa Kutzner an Hitler, General Vesemann an Erich Ludendorff und der Dichter Kaspar Pröckl an Bertolt Brecht. Ihm sagt man auch nach, diese Paralellen erkannt zu haben.

Rosendorfer, Die Nacht der Amazonen

Die „Nacht der Amazonen“ beschreibt in bitter-satirischer Form die Anfangsgründe der NSDAP in München und gipfelt in einem dekadenten „Reiterschauspiel“, bei dem halbnackte BDM-Mädchen folkloristisch mythologische Szenen zu Pferde darstellen (S. 205f.). Der Protagonist Christian Weber (*1883 +1945), vom Pferdeknecht später zum Vorsitzenden der NSDAP-Stadtratsfraktion in München und zum Präsidenten des Kreistages von Oberbayern avanciert, war ein Mann der ersten Stunde, angeblich hatte er den „Wolf“ als Türsteher aus dem Blauen Bock hinausgeschmissen (S.12), was ihm Hitler aber nicht lange nachtrug.

Lesevergnügen ist trotz des ernsten Stoffes bei beiden Büchern durchaus garantiert!

Ruck, Bibliographie zum Nationalsozialismus

Um sich wissenschaftlich in die unüberschaubare Menge der Literatur zu Hitlerdeutschland und der NAZI-Zeit einzuarbeiten, sei hier hingewiesen auf Michael Ruck, Bibliographie zum Nationalsozialismus, 2 Bände mit CD-ROM, erschienen bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 2000.

Franken und der Nationalsozialismus

Als fränkischer Verlag wollen wir Ihnen hier demnächst noch einige ausgewählte Titel zum Nationalsozialismus in Franken empfehlen. Mit dem „Marsch auf Coburg“ und dem Anschluß Julius Streichers mit seinem Gefolge an die NSDAP weitete sich der Einfluss Hitlers, der zunächst auf München und Umgebung beschränkt war, nach Franken aus. Mit der raschen Entstehung weiterer Ortsgruppen in Mittelfranken wurde „… die Region und vor allem die Stadt Nürnberg für die Münchner NSDAP zur Brücke nach Norddeutschland.“ (Th. Greif, Frankens braune Wallfahrt, S. 58). In Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage sollte dann ab 1933 Willy Liebel, „Hitlers liebster Bürgermeister“ sein willkürliches Regiment führen. Darüber demnächst mehr.

SENSATION: Wiederentdeckung des Gefangenen-Personalakts von Adolf Hitler

Sensationell ist nun aber in Hinblick auf die Quellenlage zum Dritten Reich die Wiederentdeckung des Gefangenen-Personalakts von Hitler aus der Zeit seiner Haft in Landsberg:

Peter Fleischmann, Hitler als Häftling in Landsberg am Lech 1923/24. Der Gefangenenpersonalakt Hitler nebst weiteren Quellen aus der Schutzhaft-, Untersuchungshaft- und Festungshaftanstalt Landsberg am Lech.

Diese vom Leiter des Staatsarchivs Nürnberg herausgebene und kommentierte Quellenedition gibt Einblick in das Leben Adolf Hitlers während seiner Haftzeit. Einen besonderen Schwerpunkt bilden Kurzbiographien fast aller 330 mehr oder weniger prominenter Besucher wie Amann, Esser, Ludendorff, Rosenberg, Röhm, Streicher, Helene Bechstein, Elsa Bruckmann oder Angela Raubal. Dank der Edition wird nicht zuletzt deutlich werden, unter welchen Haftbedingungen Hitler und seine Genossen in Landsberg am Lech lebten, welche körperliche Missbildung Anlass für viele Legenden gegeben hat, was es mit der Bestellung eines repräsentativen Wagens der Marke Benz auf sich hatte und warum Hitler erst am 20. Dezember 1924 freigekommen ist.

Bestellbar ist der Titel, der am 18.12.2015 erscheinen wird aber vorab in unserem SHOP.

Eine detaillierte Besprechung wird hier in Kürze folgen.

(E. Friedrich)