Heike Frommer, Kulturamt Bodenseekreis (Hrsg.): „Purrmann SEEWEIT – Meersburg Langenargen Kressbronn“, Kulturamt Bodenseekreis Salem 2023, ISBN 978-3-945396-24-7

Für den Maler Hans Purrmann war die künstlerische Arbeit ein Lebenselixier. Seine harmonischen Kompositionen zeugen von einer starken Hinwendung zur Farbe, die Entwicklung seines Werkes zeigt sich bemerkenswert konstant. Seit dem Erwerb eines Fischerhauses im Jahr 1919 in Langenargen stellte der Bodensee für Hans Purrmann einen Lebensmittelpunkt dar, um den sich auch die in vorliegender Publikation abgedruckte Ausstellung „Purrmann SEEWEIT“ dreht.

 

Lebensmittelpunkt Langenargen

Doch Langenargen war längst nicht der einzige bedeutende Ort im Leben des Künstlers. Im Gegenteil – Hans Purrmann hat im Lauf der Jahre einiges von der Welt gesehen. Seine künstlerische Reise begann er an der Kunstakademie in München bei keinem geringeren Lehrmeister als Franz von Stuck, dem „Malerfürsten“, mit dem Purrmann bereits im zweiten Semester seines Studiums kreative Differenzen hatte. Weiter führte ihn sein Schaffensweg nach Paris, in eine Stadt vielfältiger Begegnungen, sowohl in künstlerischer als auch privater Hinsicht – lernte Hans Purrmann doch hier seine zukünftige Frau Mathilde Vollmoeller kennen.

Nachdem die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges die Familie Purrmann wieder nach Deutschland führten, konnte Hans Purrmanns Kunst in Berlin erste wirtschaftliche Erfolge verzeichnen. Doch trotz all der positiven Resonanz war das Leben in der Großstadt – gerade in der Nachkriegszeit – für Hans Purrmann und seine Frau zu unruhig. Beide sehnten sich nach einem Rückzugsort, wie dem Schwarzwald – oder eben Langenargen am Bodensee.

 

Purrmanns Porträtwerk – eine „Gelegenheits-Bildnismalerei“

Auch wenn sich Hans Purrmann eher auf Landschaftsgemälde und Stillleben fokussierte, darf man die Rolle, die Porträts für sein Gesamtwerk spielen, nicht unter den Teppich kehren. Purrmanns Herangehensweise an jene Bildgattung ist äußerst bemerkenswert: Ob Ölmalerei, Aquarell, Zeichnung oder Druckgrafik – er wandte nicht nur vielseitige Techniken an, sondern ließ sich auch selbst gerne porträtieren, sei es von Künstlerkollegen oder in Form der Sondergattung Selbstporträt. So entwickelte sich im Lauf der Jahre ein faszinierender Dreiklang aus seinem von ihm selbst kokettierend als „Gelegenheits-Bildnismalerei“ bezeichneten Porträtwerk: Purrmann arbeitete als Porträtist, war Porträtierter und fertigte darüber hinaus zahlreiche Selbstporträts an.

 

Mathilde Vollmoeller-Purrmann: Von der Künstlerin zur „Familienmanagerin“

Bis zur Eheschließung mit Hans Purrmann standen die Chancen auf eine künstlerische Karriere nicht schlecht für Mathilde Vollmoeller: Aufgewachsen in einem liberalen, wohlhabenden Elternhaus, reiste die junge Frau bald nach Berlin, wo sie reichlich Kontakte zu berühmten Persönlichkeiten wie Rainer Maria Rilke knüpfte. Aus künstlerischer Perspektive erfuhr sie sowohl in Berlin als auch später in Paris große Anerkennung. Als Mathilde nach ihrer Hochzeit ihre Karriere zugunsten der Familie niederlegte, wurde dies von vielen Seiten bedauert. Denn tatsächlich galt sie laut ihres Neffen Jürgen Wittenstein als „das größere der beiden Talente“.

Insgesamt verschafft die vorliegende Publikation einen umfassenden und vor allem äußerst interessanten Einblick in das Leben und Wirken von Hans Purrmann und dessen Frau Mathilde Vollmoeller-Purrmann. Besonders die zahlreichen abgedruckten Briefwechsel sorgen für Authentizität und erwecken den Künstler erneut zum Leben. Und die Diskussion von Purrmann als Porträtist und Porträtierter beleuchten Facetten in seinem Schaffen, die zu Unrecht vernachlässigt wurden. Von dieser informativen Komponente einmal abgesehen, bereitet das Schmökern in „Purrmann SEEWEIT“ schlichtweg Freude: Purrmanns Werke erhellen den Tag und sind treue Wegbegleiter auf der Suche nach dem „Licht des Südens“.