Hans-Bernd Spies (Hrsg.): Carl von Dalberg (1744–1817) und sein Umfeld, Aschaffenburg / Darmstadt 2023

Carl Theodor von Dalberg war eine bedeutende Führungspersönlichkeit an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Als Erzbischof und Kurfürst bekleidete er hohe Ämter sowohl in der katholischen Kirche als auch im ausgehenden Heiligen Römischen Reich und war eine prägende Figur für die verschiedenen Bistümer und Fürstentümer, in denen er regierte. Im Jahr 2017 fand in Aschaffenburg anlässlich seines 200. Todestages eine Tagung mit unterschiedlichen Beiträgen zum Leben und Wirken von Carl von Dalberg statt. Nachdem 1994 bereits eine erste Aufsatzsammlung in Aschaffenburg erschienen ist, folgt nun ein zweiter Sammelband, der wie sein Vorgängerband von Dr. Hans-Bernd Spies herausgegeben wurde.

 

 

Dalberg als Förderer von Wissenschaft und Kunst

Nach einer Einführung von Spies, die die Biografie Carl von Dalbergs bis ins Jahr 1772 nachzeichnet, widmen sich die folgenden Aufsätze dem Wirken Dalbergs etwa ab dieser Zeit. In mehreren Beiträgen wird deutlich, dass Dalberg, von den Ideen der Aufklärung beeinflusst, viel Energie darauf verwendete, Wissenschaft, Kunst und Literatur voranzubringen. Franz Stephan Pelgen schreibt beispielsweise über Dalberg als Förderer des Mainzer Historikers Stephan Alexander Würdtwein, und Jürgen Kiefer untersucht die Rolle Dalbergs als Mitglied und eifriger Unterstützer der Kurfürstlich Mainzischen Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt. Klaus Manger betrachtet die Beziehungen, die Carl von Dalberg zu vielen zeitgenössischen Schriftstellern pflegte, darunter auch Namen wie Goethe und Schiller.

 

Dalbergs Rechtsreformen und sein Verhältnis zu den Juden

Barbara Dölemeyer und Karl Härter beleuchten in ihren Aufsätzen die juristische Tätigkeit Carl von Dalbergs und seinen Einfluss auf die Rechtsprechung im Bistum Mainz. Es wird unter anderem darauf eingegangen, inwieweit Carl von Dalbergs Amtsführung Reformen bewirkte und wie er dem napoleonischen Code pénal gegenüberstand. Der Beitrag von J. Friedrich Battenberg setzt sich mit dem sogenannten Emanzipationsedikt auseinander, mit dem Dalberg im Großherzogtum Frankfurt eine Verbesserung der sozialen Stellung der Juden anstrebte, und stellt die Frage, ob dies tatsächlich gelang.

 

Ein anschauliches Porträt Dalbergs und seiner Zeit

Abgerundet wird der Tagungsband durch Aufsätze, die sich mit bildlichen Darstellungen Dalbergs beschäftigen, sowie durch kurze biografische Beiträge zu seinen zwei Brüdern. Insgesamt macht die Aufsatzsammlung sehr deutlich, wie facettenreich das Leben und Wirken des Carl von Dalberg gewesen ist und weshalb er sowohl von Zeitgenossen als auch der Geschichtswissenschaft als bedeutende und erinnerungswürdige Persönlichkeit wahrgenommen wurde und wird.