Harry Graeber: Der Alte vom Schrottplatz

 

Traumatische Erlebnisse seit frühester Kindheit

Harry Graeber hat Schreckliches durchlebt. Ab seinem vierten Lebensjahr war er in einem Kinder- und Jugendheim, dem „Orfan“, wie er es nennt, untergebracht. Der Autor beschreibt eindringlich den seelischen Hungerzustand und die mit brutaler Härte durchgeführte Fremdbestimmung, die ihm im Kinderheim wiederfuhr. Infolge der herzlosen Schikanen und ständigen Unterdrückungen seitens der Erzieher reifte in seinen Gedanken als einziger Ausweg aus diesem traurigen Dilemma mehr und mehr sein eigener Suizid heran. Der Gedanke an diesen Ausweg war letztlich sogar tröstlich und ließ ihn alles überstehen.

 

Der Alte vom Schrottplatz

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Eine einschneidende Begegnung auf dem Schrottplatz

22 Jahre nach seinem ersten Buch ist nun mit „Der Alte vom Schrottplatz“ ein weiteres Erinnerungsbuch an seine traumatische Kindheit und Jugend – und an ein ganz besonderes Erlebnis während seiner Lehrjahre in einem Autohaus erschienen, das der Autor fast vergessen hatte.

Harry hatte als Weihnachtsgeschenk für seinen Bruder eine Werkzeugrolle mitgehen lassen und auf dem Schrottplatz versteckt, wo der Alte hauste. Der Diebstahl – den der Autor nicht als solchen empfand, weil das Autohaus die Werkzeugrollen aus den neuen Autos entwendete und den Kunden anschließend verkaufte – flog auf und es kam zur Gegenüberstellung der Lehrlinge mit dem Altem vom Schrottplatz.

Hatte der Alte ihn erkannt und würde ihn nun verraten? Weitere Schikanen und Demütigungen wären die Folge, ein sofortiger Rausschmiss aus der Firma und eine Einweisung in noch schlimmere Erziehungsanstalten, mit Zwangsarbeit im Steinbruch oder im Moor? Mit noch boshafteren Schikanen und Demütigungen? Dies würde er nicht überleben.

 

Aus dem Schatten ins Licht

Mit 18 Jahren wurde Harry Graeber vorzeitig – denn volljährig war man damals erst mit 21 – aus dem Heim entlassen, alleine kaum lebensfähig. Nach endlosen Jahren in Therapie hat der Autor die Fesseln seiner Kindheit in der Erziehungsanstalt letztendlich irgendwie überwunden. Obwohl seine Identität dadurch entscheidend geprägt wurde, wollte er kein Opfer seiner Herkunft mehr sein.
Und so konnte er nach seiner Heim-Entlassung viele Jahre später irgendwie doch noch zu sich und darüber hinaus zu seiner Berufung im sozialen Bereich finden. Er kümmert sich als rechtlicher Betreuer um das Wohl jener Menschen, die – wie einst er selbst – auf der Schattenseite unserer Gesellschaft stehen.
Neben seinem sozialen Engagement arbeitet er als künstlerischer Dozent in Behinderten- und Senioreneinrichtungen, bietet Seminare für Kalligraphie und altdeutsche Schriften an und ist überdies als Zeremonienmeister für weltlich-humanistische Hochzeiten, Bestattungen und andere Lebensfeiern international unterwegs.

 

Harry Graeber: „Der Alte vom Schrottplatz“ ist erschienen im Verlag PH.C.W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2022, ISBN 978-3-87707-255-4, Ladenpreis 16,90 €.