Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues “ und die Greuel des Krieges.

 

In Zeiten, in denen aktuell der sogenannte „INF-Vertrag“ gekündigt wird, weltweit bisher gültige Machtverhältnisse sich auflösen, tut es besonders Not, sich des Krieges zu ERINNERN. Außer Falken und hartgesottenen Ideologen geht keiner aus einem Krieg unbeschadet hervor. Um so mehr als kommende Konflikte mit Waffen ausgetragen werden, deren apokalyptische Wirkung sich schwer vorstellen läßt.

 

„Die Schlafwandler“.  Christopher Clark hat es glasklar beschrieben

 

Während nun die Geschichtsschreibung einerseits sich mit der Traumatisierung der gesamtdeutschen Bevölkerung im II. Weltkrieg beschäftigt, die möglicherweise soziogenetisch selbst uns Heutige noch affektiert, scheinen manche Mächtigen in naiver Weise davon unberührt. Wie Schlafwandler taumeln sie von nationalen Mythen umfangen dahin.

 

„Bellum pater omnium“. Der Krieg der Vater aller Dinge.

Wohl wahr. Auf viele davon könnte die Menschheit vielleicht auch verzichten ! Eindrucksvoll nachzublättern in:

 

Getroffen – gerettet – gezeichnet, Sanitätswesen im Ersten Weltkrieg. Eine Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und der Sanitätsakademie der Bundeswehr, 18.10.–18.11.2018 (=Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns, hg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Nr. 60), München 2018, ISBN 978-3-938831-86-1.

Unzählige Publikationen haben in den letzten vier Jahren an den Ersten Weltkrieg erinnert, dessen Ende sich vergangenes Jahr zum hundertsten Mal jährte. Und doch wird das unermessliche (körperliche) Leid der Beteiligten selten so augenfällig wie im vorliegenden Ausstellungskatalog. Fotografien von Schlachtfeldern voller Verwundeter, Feldoperationsbestecke und -tische, Morphinspritzen, Prothesen aller Art, Bilder von Schuss- und Gasverletzungen oder Fleckfieberbefall und sogar einige menschliche Gewebepräparate gehören inmitten einer Fülle archivalischen Materials zur Sanitätsgeschichte zu den wohl ernüchterndsten Exponaten. Und doch, zumal aus Respektgründen auf eine anonymisierte Darstellung personenbezogener Objekte besonderer Wert gelegt wurde, steht uns statt eines bloßen Schreckenskabinetts eher eine drastische Mahnung vor Augen.

Im Aufsatzteil des vier Beiträge umfassenden Bandes befassen sich eingangs V. Hartmann und M. Urbatschek mit „Militär, Medizin und Sanitätsdienst am Vorabend des Krieges“ – entsprechend dem ersten Katalogabschnitt „Mit Hurra in die Katastrophe… das Kriegsbild vor 1914 und seine blutige Realität (M. Urbatschek). M. Haggenmüller beleuchtet anschließend das „Sanitätswesen im Ersten Weltkrieg…“ und die Suche nach Archivmaterial, während J. Moosdiele-Hitzler Verwundung und Sanitätsdienst im Spiegel der Quellen betrachtet: „Wer das nicht mitgemacht hat, kann sich keinen Begriff davon machen…“. In der Ausstellung knüpfen daran thematisch die Sektionen „Das Leiden an Körper und Seele“ (V. Hartmann) und „Der Rettungsweg: Vom Feld zurück in die Heimat“ (Ch. Kofer und Th. Steck) an.
„Darin liegt für die Ärzte der Segen des Krieges…“, unter diesem Titel setzen sich A. Müllerschön und R. Vollmuth kritisch mit dem medizinischen Fortschritt im Rahmen des Krieges auseinander, während die letzten beiden Katalogteile „Das Sanitätswesen in Lebensbildern“ (J. Moosdiele-Hitzler) – darunter auch dem von Pater Rupert Mayer S.J. – sowie „Bleibende Wunden: Kriegsversehrte in der Kriegs- und Nachkriegszeit“ (M. Haggenmüller) dokumentieren.

Getroffen – gerettet – gezeichnet: Kriegsdokumentation und Plädoyer für „Nie wieder Krieg!“ zugleich.