Achtung: Benutzung auf eigene Gefahr! (S. 2)

Michael Scholz, Hanka Owsian und Sven Scholz, OBouldering Bahratal 2021, Hohnstein 2021.

Freikletter an der Elbe

Das Elbsandstein als Eldorado für Freikletterer.

 

Wer hat‘ s erfunden, das Freiklettern? Die Sachsen im Elbsandstein, die Franzosen in Fontainebleau oder doch die Freaks im Wilden Westen, äh in Boulder, Colorado? Auch auf grundlegende Fragen wie diese bleiben die Autoren in der erfreulich informativen Einleitung dieses komplett überarbeiteten, zweisprachig in Deutsch und Englisch neu aufgelegten Kletterführers eine Antwort nicht schuldig. Auch wenn darin mit dem Bahratal nur ein Teil des Elbsandsteins im Fokus steht, eine Kletterwelt „hintermland“ südöstlich von Dresden an der Grenze zu Tschechien. Dort, wo einst besonders harter Quarzsandstein im größeren Stil für Mahl- und Mühlsteine abgebaut wurde.

Das Bahratal. Mehr als 900 Freikletterrouten.

Heute stehen die Blöcke und Wände des Bahratals für eine Härte anderer, athletischer oder gar artistischer Art. „Über 900 Probleme garantieren Vielfalt wie Bewegungsfreude … und schöne Linien sorgen für für die nötige Motivation“ (S. 6), so das ambitionierte Autorenkollektiv. Routen mit Schwierigkeiten unter 6 oder 7 sind da die Ausnahme. Die härtesten Nüsse tragen so martialische Titel wie „Hackrobatik“ (8a+), „Schlachtfest“ (8b/+) oder „Double Back-Flip“ (8c/+) und befinden sich in Sektoren namens „Schlachthof“, „Muerte“ oder gar (das allerdings absolut grenzwertig) „Gulag“, meist inklusive Sitzstart. Bitte trotzdem „Crashpad“ (sorry: Schaumstoffmatte) nicht vergessen! Vielversprechend und Vergnügen verheißend allerdings eher für  Profis und Leistungssportler als ambitionierte Gelegenheitskletterer …

Kletterführer Elbsandstein mit Skizzen und fotografischen Übersichten.

Prägnante, eingängige Beschreibungen nebst fotografischen Übersichten und detaillierten Skizzen sorgen für eine optimale Orientierung. Trotz der über 300 Seiten ist der querformatige Band ein handlicher Kletterführer zum Mitnehmen, Nachschlagen, zur tatkräftigen Nachahmung oder auch nur mentalen Inspiration – ein Handbuch im besten Sinne, verfasst von erfahrenen Profis, die sich laut Vorspann auch als „laboratoire de mouvement“ von Extremsportlern verstehen. Dank der schönen Bilder und der konkreten Poesie der Routen-Namen aber auch ein garantiert risikofreier Höhenflug für Einheimische und Touris, die hoch hinaus wollen, letztlich aber lieber auf der weichen Couch und dem Boden der Tatsachen landen.