Hartmut Seyfried, Theo Simon, Elena Beckenbach und Thomas Müller, Der Südwesten im digitalen Geländemodell, Wie LiDAR -Daten unsere Sicht auf die Welt verändern (= Sonderbände der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg e. V., Band 4), Neustadt a. d. Aisch 2019, ISBN 978-3-87707-161-8.

 

 

LiDAR. Der Südwesten in digitalen Ansichten

 

LiDAR: Lebendige Geologie in Baden-Württemberg

 

Staubtrocken, sperrig und steinig – so kommt Geologie dem Laien leider allzu oft vor. Umso begeisternder und schöner, wenn wie hier in diesem genialen Werk auf 434 Seiten das völlige Gegenteil der Fall ist. „Zur Anfütterung des geneigten Lesers“ erklären einem die Autoren vorab erst einmal, „wieso sie das überhaupt alles erzählen“ und machen die Erträge der Spitzenforschung im wahrsten Sinne des Wortes plastisch sichtbar.

Das amüsiert und freut den potentiellen Leser nicht nur, er wird sich durch das angebotene „Leckerli“ auch bereitwillig auf ein vielleicht erst zögerliches Durchblättern, dann aber auch auf mehr, also die vertiefte Lektüre eines womöglich völlig fachfremden Inhalts einlassen und das „Ländle“ einmal mit anderen Augen entdecken – als Kunstwerk der Natur, das in der Abbildung auf der Umschlagrückseite prompt ein wenig an expressionistische Malerei erinnert.

 

Light Direction And Ranging – „LiDAR“. Ein neuer Blick auf unsere Landschaft

 

„Wie LiDAR-Daten unsere Sicht auf die Welt verändern“, so bereits das Versprechen im Titel. Vom Flugzeug aus wurde per Light Direction And Ranging-Methode die Erdoberfläche des Südwestens mit einem Laserstrahl abgetastet. Was entstand, ist ein hochauflösendes digitales Geländemodell, das Baden-Württemberg aus völlig ungewohnter, neuer 3D-Perspektive zeigt und Raum und Zeit gleichzeitig erfahrbar macht – gewissermaßen verwebt.

 

LiDAR, Baden Württemberg,Schummerung,Digitales Geländemodell

Beispiel für plastische Reliefs mit der neuen Technik

 

Die Regionen des deutschen Südwestens in LiDAR-Darstellung

 

Vorbildlich ist auch der Aufbau des Bandes. Nachdem sich eingangs die Autoren in Bild und Wort kurz vorstellen und den Leser erfolgversprechend „anfüttern“, wird Baden-Württemberg zunächst quasi gründlich „von unten“ betrachtet. In übersichtlich strukturierten Kapiteln werden dann der Oberrheingraben, das östlich anschließende Schichtstufenland sowie die Talnetzwerke auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald inklusive der allseits bekannten, idyllischen Täler von Kocher, Jagst, Tauber, Neckar, Rems etc. genauer analysiert. Es folgen Untersuchungen zur Oberrheinebene mit Baden und der Kurpfalz, zum Vereisungsgebiet in Oberschwaben – der Ort des heutigen Friedrichshafen lag übrigens, lange vor der „Seegfrörne“ (die letzte im Jahre1968, bei der der „Stärr-Schorsch“ über den Bodensee in die Schweiz ritt), stolze 600 m tief im Eis – und zu den Vulkanruinen von Kaiserstuhl, im Hegau und bei Bad Urach. Auch Verkarstung, Rutschungen und „Menschgemachtes“ in der Landschaft, also anthropogene Veränderungen, werden thematisiert.

Ergänzend und zur Orientierung finden sich auf den Umschlagseiten innen sehr nützliche, da während der Lektüre jederzeit verfügbare, farblich gut strukturierte Übersichten zur Geologie des gesamten südwestdeutschen Raumes (vorne) sowie zur Schichtfolge des dortigen Deckgebirges (hinten). Überflüssig zu erwähnen, dass sich im wissenschaftlichen Apparat am Schluss neben Literaturverzeichnis, Sach- und Ortsregistern auch ein ausgezeichnetes zehnseitiges geologisches Grund-Glossar findet, nebst einer Einführung zum verwendeten Softwareprogramm „TerrainView“ im Anhang.

Selten einmal gelingt es Wissenschaftlern wie in diesem wegweisenden Band, so „auf den Punkt“ zu kommen, ihre Forschungsziele wie –ergebnisse der Öffentlichkeit ebenso verständlich wie unterhaltsam, ja sogar witzig zu vermitteln und den Input an öffentlichen Geldern und Mitteln letztlich reichlich zurückzugeben – anstatt sich auf dem Elfenbeinturm sitzend in selbstreferentiellem Geraune zu verlieren.

Es folgt ein „Abgesang“ und „zum Ende noch etwas zur Erheiterung des Lesers“. Was, wird natürlich nicht verraten…

 

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Und hier einige Leserzuschriften und Kommentare zu „Der Südwesten im digitalen Geländemodell“.

 

– “ … absolutely stunning. The images and also the very high quality reproduction of the images are both just off the chart, in terms of what I have seen before.“

– „… den informativen Text auf diese leichte und teils launige Weise dem Leser ohne Verlust der Klar- heit und Aussagekraft rüberzubringen, das ist hohe Kunst.“

– “ … bin restlos begeistert. Nach der ersten Lesung stellt sich die Landschaft schon ganz anders dar, auch für den Laien. Ich bedanke mich für diese großartige Arbeit, im allerfeinsten Buchdruck, bei dem man sich ja erstmal die Finger wäscht vor dem Aufschlagen. Das wird das neue Standardwerk für die Geologie des Südwestens.“

– „Sie wollen nicht nur für einen kleinen Kreis Eingeweihter schreiben, sondern aus der Wissenschaft heraus die Relevanz für die Allgemeinheit zeigen und für Ihr Thema interessieren. Besser kann man es nicht machen.“

– „Glückwunsch Dir und den Mitautoren zu diesem für Deutschland einmaligen Werk! Sehr besonders und oft auch amüsant sind Dein einführender Text und zahlreiche Fußnoten. Da wird noch immer Dein legendärer Vorlesungsstil sichtbar, und während man bei manchen Passagen herzlich lachen kann, kommt man zwei Sätze später doch sehr ins Grübeln. Die LiDAR-Darstellungen des Buches werden mich sicher viele Stunden fesseln und meine Süddeutschland-Vorlesung aber auch Exkursionen ganz wesentlich bereichern.“

Buchbesprechung in: Blätter des Schwäbischen Albvereins, 2/2019, Seiten 24-25

„Dieses Buch ist einmalig, denn es beruht auf der Visualisierung der hochauflösenden amtlichen Geo- basisdaten des Landes Baden-Württemberg. Obwohl es heute ähnliche Datensätze selbst vom Mars gibt, hat sich bislang keiner daran gemacht, diese gigantischen Datenmengen als Ganzes zu visuali- sieren – weil niemand erkannte, wozu das gut sein sollte. Die Autoren hatten diese Vision und das Er- gebnis findet sich in diesem Buch. In zehn oder zwanzig Jahren wird das der Standard sein, aber im Augenblick sind sie die einzigen, die das können. Mit dem hierzulande populären landschaftskundli- chen Thema konnte sich Hartmut Seyfried außerdem einen alten Wunsch erfüllen: anspruchsvolles Wissen so unters Volk zu bringen, dass es sich dort auch wirklich verankert. Deswegen haben die Au- toren sich große Mühe gegeben, bei aller wissenschaftlichen Genauigkeit unterhaltsam im Ton zu bleiben. Die nicht vermeidbaren Fachbegriffe werden ausführlich und verständlich erklärt. Zum Wachrütteln des Lesers sind jede Menge Hintergrundgeschichten eingestreut und man spart auch nicht mit Bemerkungen zum Zeitgeist, der sich anmaßt, ein über sehr lange Zeit gewachsenes lieb- liches Land innerhalb einer Generation großflächig planieren zu dürfen.“