Verband Deutscher Antiquare e.V. (Hrsg.): „Gutenberg ist an allem schuld“. 60 Jahre Antiquariatsmesse Stuttgart, Verband Deutscher Antiquare e.V., Elbingen 2023, ISBN 978-3-9815734-7-3

„Gutenberg ist an allem schuld“. So betitelten die Stuttgarter Nachrichten im Jahr 1997 einen Artikel anlässlich der Stuttgarter Antiquariatsmesse. Dieses Ereignis, das sich in Sammlerkreisen wertvoller Bücher und Graphiken seit Jahren ungebrochener Beliebtheit erfreut, fand im Jahr 1963 erstmals unter dem Namen statt, den es noch heute trägt. Daher konnte im Jahr 2023 das 60-jährige Bestehen der Messe gefeiert werden. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlicht der Verband Deutscher Antiquare e.V. zusätzlich zum üblichen Messehandbuch einen Sonderdruck, der auf die Antiquariatsmessen der vergangenen sechs Jahrzehnte zurückblickt, sich aber auch über die Zukunft Gedanken macht.

 

 

Bilder, Stimmen und Zahlen aus einem halben Jahrhundert

Das Buch ist reich bebildert und zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien aus der Anfangszeit der Antiquariatsmesse Stuttgart, und Farbfotografien von späteren Messen. Die Bilder bieten eine schöne Veranschaulichung der Rückschau auf die Messegeschichte. Diese geschieht in Form von geteilten Erinnerungen von Veranstaltern, Ausstellern und Besuchern, ergänzt durch Auszüge aus Presseberichten von den 1960er Jahren bis 2022.

Auf diese Weise wird viel Interessantes berichtet, manches regt zum Staunen an, anderes zum Schmunzeln. Man erfährt beispielsweise von den legendären Messefeiern, die viele der vergangenen Veranstaltungen begleiteten und nach einem Tag des eifrigen Stöberns, Findens und Kaufens zum – gerne auch feucht-fröhlichen – Tanzen einluden. Auch ein paar interessante Zahlen zur Antiquariatsmesse werden genannt, so liest man etwa, dass die längste Anreise eines Ausstellers, der Firma Horden House aus Sydney, Australien, stolze 16476 km betrug, oder dass an den Aufbautagen geschätzte 7000 Tassen Kaffee getrunken und ca. 4400 Brezeln verzehrt werden.

 

Bücher faszinieren Generationen

Es zeigt sich, dass auch nach 60 Jahren die Liebe zum gedruckten Buch bei Sammlerinnen und Sammlern aller Generationen weiterhin ungebrochen ist, ganz im Widerspruch zu manch pessimistischer Prognose vergangener Presseberichte. Die 1995 vom Handelsblatt attestierten „Alterserscheinungen“ der Messe lassen sich nicht erkennen, und der Titel „Die Büchersammler sterben aus“, den die Stuttgarter Zeitung ihrem Bericht von 2005 gab, hat sich ebenfalls nicht bewahrheitet. Die Faszination wertvoller Bücher und Graphiken, so scheint es, wird auch in Zukunft bestehen, und der Verband Deutscher Antiquare arbeitet auch aktiv daran, dass dies so bleibt, so zum Beispiel mit dem 2020 erstmals vergebenen, mit 1000 Euro dotierten „Preis für junge Sammlerinnen und Sammler“.

Der Sonderdruck „Gutenberg ist an allem schuld“ zeigt die Liebe der Veranstalter, Aussteller und Sammler auf der Antiquariatsmesse Stuttgart zu den gedruckten Kostbarkeiten, die auch nach 60 Jahren und trotz neuer Herausforderungen wie Pandemie und Digitalisierung nicht getrübt ist, sondern auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch zur Sammelleidenschaft animiert. Schuld daran ist sicher nicht nur Gutenberg.