Tod und Begräbniskultur am Johannisfriedhof und Rochusfriedhof in Nürnberg

 

„Hingeht die Zeit, herkommt der Todt“, 500 Jahre Johannis- und Rochusfriedhof 1518–2018, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg vom 25. Oktober 2018 bis zum 8. März 2019 (= Ausstellungskatalog des Stadtarchivs Nürnberg, Nr. 26), Nürnberg 2018, ISBN 978-3-925002-56-4.

 

500 Jahre Rochus- und Johannisfriedhof in Nürnberg

Wann schon einmal ergibt sich die Möglichkeit, sich auf so unterhaltsame wie informative Weise näher und quasi unverbindlich mit dem Tod zu befassen? Genauer, der Begräbniskultur in Nürnberg am Beispiel von Johannis- und Rochusfriedhof. Beide „Jubilare“ blickten im vergangenen Jahr auf „schlappe“ 500 Jahre Bestehen zurück. Quasi en passant bietet der vorliegende Katalog in 50 „Etappen“ oder Objekten einen informativen Spaziergang durch ein halbes Jahrtausend Friedhofskultur in Nürnberg an – anregend, manchmal amüsant und alles andere als todlangweilig…

Wohl dosiert und bewährt quadratisch, praktisch, gut verpackt erfahren wir aus den Federn von A. Landois, U. Swoboda und H. Weingärtner vom Stadtarchiv Nürnberg sowie jener der Stadtheimatpflegerin C. Maué (zugleich Vorsitzende des Vereins Nürnberger Epitaphienkunst und -kultur e.V.) im Aufsatzteil vorab schon etwas über die örtliche Geschichte und Topographie, über „Tod und Verwaltung“ inklusive Grabrechte und –formen sowie die Organisation des Nürnberger Begräbniswesens samt zuständigem Personal wie etwa „Stirzelmeistern“ oder „Steinschreibern“. Unter der Überschrift „Tod und Schönheit“ bekommen wir sodann einen Einblick in die Kunst der Epitaphien (die ja Gedenktafeln, keine Grabsteine sind) samt beliebter Typen, Motive und Inhalte und können abschließend noch eine Hauch von „Sensation“ oder schönem Schauder atmen. Mumien inklusive…

Morbider Charme – reichsstädtisch & „Nuremberg style“?!

 

Ablassbriefe, Bittschriften und Stiftungsbriefe aus Nürnberg

 

Bilderpracht und Seelenheil, Illuminierte Urkunden aus Nürnberger Archiven und Sammlungen, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg vom 13. Februar–4. Mai 2019 (= Ausstellungskatalog des Stadtarchivs Nürnberg, Nr. 27), Nürnberg 2019, ISBN 978-3-925002-57-1.

 

Illuminierte Urkunde aus Nürnberg

Bittschriften, Stiftungs- und Ablassbriefe zählen zu den am prächtigsten gestalteten, meist auch mit Bildschmuck verzierten, „illuminierten“ Urkunden des späten Mittelalters. Dass diese im protestantischen Nürnberg mit Einführung der Reformation und einer völlig veränderten liturgischen wie theologischen Praxis nicht im Zuge eines „Bildersturms“ vernichtet wurden und im Gegenteil noch in so überaus reicher Zahl überliefert sind, kann als großer Glücksfall bezeichnet werden.

In einem Forschungsprojekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit den fünf Nürnberger Archiven, dem Staats-, dem Stadtarchiv, dem Landeskirchlichen Archiv, dem Historischen Archiv des Germanischen Nationalmuseums und der Stadtbibliothek im Bildungscampus, konnte dieses bisher kaum wahrgenommene „mediale Phänomen“ nun weiter erforscht und im Rahmen einer Ausstellung samt begleitender Publikation einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden – schlummern diese aufwändigst, ja oft spektakulär gestalteten, dabei konservatorisch durchaus anspruchsvollen Kleinodien der Diplomatik doch sonst einen fast immerwährenden Schlaf (der Gerechten?) in den dunklen Tiefen der Depots.

Der Begleitband ist mit einleitenden Aufsätzen, Einzeluntersuchungen und Fallbeispielen aus Nürnberg ebenso versehen wie einem übersichtlich strukturierten Katalogteil, einem nicht nur für Laien nützlichen Glossar, einem aktuellen Literaturverzeichnis inklusive vieler in den letzten Jahren neu hinzugekommener digitaler Quellen sowie einem vorbildlichen Personen-, Heiligen- und Ortsregister. Nicht zu vergessen die wunderbaren Abbildungen und vergrößerten Bilddetails – die dem Betrachter eine vor dem Vitrinenglas eben nur eingeschränkt mögliche, „greifbare“ Nähe zum Objekt gestatten.