Wolfgang Mück: Die Gebietsreform vor fünf Jahrzehnten – der holprige Start des Landkreises Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim

 

Zum 1. Juli 1972 wurde der neue Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim aus Teilen der bisherigen Landkreise Neustadt an der Aisch, Scheinfeld und Uffenheim sowie den Gemeinden Ermetzhof und Steinach an der Ens aus dem bisherigen Landkreis Rothenburg ob der Tauber gegründet. Landauf, landab fanden allerorten in Bayern Gedenkveranstaltungen statt. Ein würdiger Grund zum Feiern? Bestimmt. Ein Grund für einen kritischen Rückblick? Auch das – mit einer Perspektive in die Zukunft.

 

Die Gebietsreform vor fünf Jahrzehnten

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In Heft 12 der „Miszellen zur Geschichte der Stadt Neustadt an der Aisch“ blickt Dr. Wolfgang Mück zurück auf die Gebietsreform vor 50 Jahren. Die Zahl der Gemeinden wurde in dieser Zeit von 185 auf 38 reduziert – nicht ohne Folgen. Es gab heftige Widerstände. Kampagnen wie „Gerechtigkeit für Bad Windsheim“ zeigen, wie sehr neben dem politischen Aspekt, auch die wirtschaftlichen Umstrukturierungen zu Buche schlugen.

 

Das Landkreis-Ungetüm mit 27 Buchstaben

Schwierig war nicht nur die Entscheidung um den künftigen Sitz des Landkreises zwischen Bad Windsheim, Uffenheim oder Neustadt, sondern auch die Suche nach dem Namen. „Neustadt a. d. Aisch“, „Steigerwald-Aisch“ wurden genauso verworfen wie „Neustadt-Bad Windsheim“, ehe letztlich Bayerns längster Landkreisname entstand: „Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim“.

 

Es gibt noch viel zu tun

Wer von der Neuordnung profitierte? Sicherlich die Kreisstadt Neustadt, aber auch weitere Kommunen. Uffenheim und Scheinfeld mussten den Verlust von Ämtern hinnehmen, konnten jedoch Manches ausgleichen. Neue Formen der Zusammenarbeit entstanden. Kommunale und überregionale Kooperationen wurden entwickelt und wurden zu tragenden Grundpfeilern der Landesentwicklung und Strukturpolitik. Darüber war man sich allezeit einig: Erfolge sind nur zu erreichen durch die Zusammenarbeit aller mit allen.

Vieles ist geschehen in den fünf Jahrzehnten, wie die Aussagen der vom Autor zitierten oder der vielen interviewten Kommunalpolitiker belegen. Doch gibt es immer noch Defizite, die es zu beheben gilt: So seien Verkehrsanbindungen durchaus noch ausbaufähig, mehr Behörden oder Hoch­schul- Institute könnten in die „Provinz“ verlagert werden. Auch die Suche nach einer gemein­samen Identität ist noch nicht abgeschlossen. Manch einer sieht sich seiner alten Heimat nach wie vor verbunden und fährt stolz mit seinem Retro-Kennzeichen „SEF“ oder „UFF“ durch die Lande. Auch das ist – neben den liebenswürdigen Spitznamen wie „Herrgottsköpf“ für die Dachsbacher oder „Pflasterscheißer“ für die Einwohner Neustadts – Zeichen eines gesunden Lokalpatriotismus.

Heute gehören alte Grabenkämpfe zwar längst der Vergangenheit an, doch der Prozess des Zusammenwachsens zu einem „einigen Landkreis“ ist noch nicht abgeschlossen. Zu stark sind die überkommenen Beziehungsgeflechte, zu groß die mentalen, konfessionellen und sprach-lichen Unterschiede, zu unterschiedlich die naturräumlichen Gegebenheiten. Der Autor zeigt Franken in all seiner Vielfalt. Und es ist gut so, wie es ist.

Dies und Vieles mehr über den holprigen Start des Landkreises Neustadt a. d. Aisch- Bad Windsheim können Sie nachlesen im neuesten Heft der Miszellen zur Geschichte der Stadt Neustadt a. d. Aisch:

Die Gebietsreform vor fünf Jahrzehnten – der holprige Start des Landkreises Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim (Heft 12 der Miszellen zur Geschichte der Stadt Neustadt an der Aisch), Wolfgang Mück, erschienen im Verlag PH.C.W. SCHMIDT, Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-87707-269-1, Ladenpreis 11,90 €.