Anthony Sprengel: Die Gründungsgeschichte des Nürnberger Kinderspitals 1861–1876 (= Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte, Band 77)

 

Bereits seit Jahrzehnten bringt das Stadtarchiv Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Verlag PH.C.W. Schmidt die sogenannte „Rote Reihe“ (so bezeichnet wegen ihrer charakteristischen roten Bucheinbände) heraus, um jungen Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit zu geben, ihre Doktorarbeiten in dieser Schriftenreihe zu veröffentlichen.

 

Die Gründungsgeschichte des Nürnberger Kinderspitals

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Forschungsgegenstand der als Band 77 der Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte erschienenen Dissertation von Anthony Sprengel ist der ereignisreiche Zeitraum von der Eröffnung einer kleinen Krankenstube bis zum Neubau einer Kinderklinik an der Hallerwiese Ende 1876. Die zentrale Frage lautet, vor welchen politischen, historischen und gesellschaftlichen Hintergründen die Gründung des Spitals erfolgte und was zum Gelingen des Projektes beigetragen hat.

 

Das Ein-Raum-Kinderspital im Herzen einer Krippen- und Pflegeanstalt

Was heutzutage selbstverständlich klingt, die stationäre, medizinische Versorgung kranker Kinder, hörte man Mitte des 19. Jahrhunderts lediglich aus dem Mund von visionären Vordenkern der Kinderheilkunde. Dennoch wurde in einem Brief Ende des Jahres 1861 der zukünftige Auftrag der kleinen Krippenanstalt in Nürnberg erwähnt: „[…] die kranken Kindlein, so gut wie die gesunden [zu] pflegen[…]“. Bemerkenswert war vor allem die Tatsache, dass die erkrankten Kinder nicht von den gesunden Kindern getrennt wurden, sondern ihnen eine Chance auf eine gerechte Versorgung gewährt wurde.

 

Hintergründe und Geschichten rund um die Gründungsjahre der Nürnberger Kinderklinik

Anthony Sprengel recherchierte im Archiv der Diakonie Neuendettelsau, im Nürnberger Stadtarchiv und im Bayerischen Staatsarchiv in Nürnberg. Entstanden ist ein aufschlussreiches Gesamtbild rund um die Anfangsjahre der Cnopf’schen Kinderklinik, deren Geschichte mit nur sechs Bettchen in der Tetzelgasse begann.

Während sich das erste Kapitel vor allem mit den räumlichen Veränderungen und den Umzügen in immer größere Räumlichkeiten bis ins Jahr 1876 befasst, werden im darauffolgenden Abschnitt die politischen Hintergründe des Kinderspitals dargelegt. Anthony Sprengel analysiert auch die strukturellen Gegebenheiten und die Trägerschaft des Nürnberger Kinderspitals sowie die Finanzierung des Projektes, die auch auf unkonventionelle Art und Weise über den Verkauf von 150 Aktien gesichert wurde.
Interessant sind auch die Hintergründe um den Streit zum Klinikneubau an der Hallerwiese, die Sprengel ebenfalls darlegt. So kann er durch Archivrecherchen erstmals auch umfangreich über die Sichtweise der Projektgegner und deren Motivation berichten. Die gesellschaftliche Debatte rund um den Neubau war hierbei durch eine Auseinandersetzung mit Infektionserkrankungen gekennzeichnet – die aufgrund der Unkenntnisse über deren Ursprung und Übertragungswege als eine erhebliche Gefahrenquelle wahrgenommen wurde.
Die abschließenden Kapitel widmen sich dem Leben in der Kinderheilanstalt, wobei auch Passagen aus Berichten und Briefen der damaligen Protagonisten einen spannenden Einblick in den damaligen Alltag im Kinderspital ermöglichen.

 

Mit der Dissertation von Anthony Sprengel hat das Stadtarchiv Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Verlag PH.C.W. Schmidt als Band 77 seiner Schriftenreihe einmal mehr eine Publikation herausgebracht, die sich mit einem bisher in der Forschung kaum beachteten, aber höchst aufschlussreichen Teilaspekt der Nürnberger Geschichte beschäftigt, der bis in die heutige Zeit von immenser Bedeutung ist: die Versorgung und Pflege kranker Kinder. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhausgeschichte hat die Doktorarbeit von Anthony Sprengel mit ihrem Förderpreis ausgezeichnet.

 

Anthony Eduard Jacques Sprengel: Die Gründungsgeschichte des Nürnberger Kinderspitals 1861–1876 (= Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte, Band 77), herausgegeben vom Stadtarchiv Nürnberg, erschienen im Verlag PH.C.W. SCHMIDT aus Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-87707- 237-0, Ladenpreis 25,00 €.