Hermann Hage, Die Entstehung und Entwicklung der mennonitischen Gemeinde im Herzogtum Sachsen-Meiningen und in Franken, von Beginn der Einwanderung 1776 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (= Mainfränkische Hefte 117), Neustadt an der Aisch 2021, ISBN 978-3-949015-02-1.

 

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Mennoniten in Bayern – ernsthaft? Aber ja! Bereits in seiner Dissertation von 2009 war Hermann Hage, gebürtiger Regensburger mit mennonitischen Wurzeln, dem „secret life“ der amischen Mennoniten in Bayern im 19. Jahrhundert und ihrer beinahe vergessenen Welt nachgegangen. Jetzt, im erfreulich handlichen und ansprechend gestalteten neuesten Band der „Mainfränkischen Hefte“, erfahren auch wir endlich mehr über Mennoniten in Franken und Thüringen. Denn nur wenig mehr als nichts ist hierzulande über sie bekannt, weder über ihr religiöses und gesellschaftliches „Wesen und Wirken“ noch ihren Kampf um Anerkennung über die Zeiten hinweg – zumal aufgrund eines betont abgeschiedenen, bescheidenen Lebens in meist ländlichen Kommunitäten. Heute werden Mennoniten als auf die Reformationszeit zurückgehende Täufergemeinschaft mit Bekenntnis zur Erwachsenentaufe und stark traditionell geprägter, auf der Bibel basierenden Lebensweise ähnlich wie die Baptisten zu den evangelischen Freikirchen gezählt.

 

Die Entstehung und Entwicklung der mennonitischen Gemeinde im Herzogtum Sachsen-Meiningen und in Franken, von Beginn der Einwanderung 1776 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

 

Es war der „gute Ruf“ mennonitischer Bauern (meist aus der rechtsrheinischen Kurpfalz und verschiedenen südwestdeutschen Territorien), wie wir in Kapitel 1 erfahren, der zum Abschluss von Pachtverträgen und einer gezielten Ansiedlung auf vielen ehemalige Rittergütern und Schlossbesitz führte, etwa auf Vermittlung und Förderung durch Gutsbesitzer wie Hieronymus Heinrich von Hinckeldey. Auf knapp dreißig Seiten lässt Hage folglich das Verhältnis der Mennoniten gegenüber dem Herzogshaus (Kapitel 2), der fränkischen Reichsritterschaft (Kapitel 3) oder dem kurzlebigen Großherzogtum Würzburg von 1806–14 (Kapitel 4) kurz Revue passieren.

 

Die Mennoniten von Mönchshof-Bildhausen, Trappstadt und Königshofen

Im Mittelpunkt der Untersuchung aber steht die mennonitische Gemeinde Mönchshof-Bildhausen / Trappstadt / Königshofen im Grabfeld, ihre Anfänge, Ausdehnung und Entwicklung und spezifischen Strukturen in dem zwischen dem westlichen Thüringen und dem östlichen Unterfranken „vor der Rhön“ gelegenen Landstrich (Kapitel 5). Die genaue geografische Lage der Orte und zahlreichen Hofstellen entnehmen wir den Karten auf S. 47 und S. 123. Ungemein bereichernd sind hier die immer wieder eingestreuten fotografischen Ansichten. Besondere Erwähnung findet die mennonitische Schule in (Maria) Bildhausen bei Münnerstadt (richtig, eben jene nach der Säkularisation brachliegende Zisterzienserabtei des 12. Jahrhunderts und spätere Pflegeeinrichtung!), ein Exkurs führt zu den ausgewanderten Brüdern und Schwestern im US-amerikanischen Illinois. Dem abschließenden Resümee folgen einige wenige Worte zur Mennonitengemeinde im 20. Jahrhundert, im Anhang dann ein Überblick über die Quellen in Meiningen (nebst allgemeinem Literatur- und Quellenverzeichnis) sowie alphabetische Listen, erstens von sämtlichen mennonitischen Höfen und Siedlungen vor Ort und zweitens von allen Bewohnern inklusive biographischen Daten.

Was wir sonst noch gerne wissen wollen zu den Mennoniten in Franken, besonders zu ihrer Geschichte in und um Würzburg, wo es eine weitere Gemeinde gab , oder zu den Verbindungen zwischen den Freiherrn von Stein zu Nord- und Ostheim und den Mennoniten, dies wird uns Hermann Hage auf Dauer sicher nicht schuldig bleiben wollen – und vielleicht in einem Folgeband näherbringen? Unser Interesse sei hiermit schon einmal bekundet.