Die Autorin, Dr. H. Krause, die auch den Ausflug in die Fauna (Hunds Tage) nicht scheut, ist mit zwei neuen Publikationen an die Öffentlichkeit getreten:

 

Zum Ersten: Das Amt der Mundschenken am Beispiel derer von Limpurg.

 

Ein Mundschenk, der einen Pokal reicht

 

Heike Krause, …reichen dem Kaiser zu trinken. Die Schenken von Limpurg, hg. von der Stadt Gaildorf, Neustadt a. d. Aisch 2019, ISBN 978-3-96049-064-7

Einen historischen Drink gefällig? Geschüttelt oder gerührt? Als Aperitif oder Sundowner?

Schon im einladend gestalteten Titel des Bandes wird augenfällig, was damals Aufgabe der Herren aus dem Hause Limpurg war: das Offerieren von Getränken. Zugleich eröffnet sich dem Leser ein diskreter historischer Blick in die Feierkultur des deutschen Adels anno dazumal.

Doch was heute in der Gastronomie oft ein „Minijob“ ist, gehörte im Mittelalter am kaiserlichen Hof etwa gemäß den Bestimmungen der „Goldenen Bulle“ von 1356 zu einem der vier wichtigsten Hofämter. Diese wurden als erbliche Würde innerhalb eines Adelsgeschlechtes weitergegeben. Und neben dem (Mund-) Schenken waren das der Kämmerer für den höfischen Haushalt, der Marschall für Pferde und Reiterei und der Truchsess für Speisen und Lebensmittel. Da diese Ehrendienste vor allem später wohl nur ausnahmsweise auch persönlich geleistet wurden, waren für die eigentliche Arbeit bei Hofe weitere Amtsträger nötig. Als solche waren die Grafen von Limpurg die untergeordneten Stellvertreter des obersten „Erzschenken“.

Ihr Stammsitz war Burg Limpurg, den sie 1541 an die Reichsstadt Hall, das heutige Schwäbisch Hall, verkauften. Aber wie sahen ihre Aufgaben und das damit verbundene Zeremoniell eigentlich genauer aus? Welches waren die konkreten politischen Anlässe und woher wissen wir davon? Gab es wirklich nur einen einzigen Becher oder Pokal? – Solche und andere Fragen beantwortet ihnen die Autorin, ihres Zeichens Stadtarchivarin von Gaildorf, gerne und quasi „en passant“ bei der vergnüglichen Lektüre dieses ausgezeichnet bebilderten Bandes zur Geschichte der Schenken von Limpurg.

Lesen Sie selbst vom „Stühle rücken und Krone abheben“, von „Meerfräulein, Sträußlein und nackend Bildern“ auf Tafelsilber sowie „dicken Bäuchen und Trunkenheit“ bei Hofe… Wohl bekomm‘ s!

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Zum Zweiten: Vom Hofamt zum Industrie-Imperium und zum „gewirkten Wirtschaftswunder Perlonstrumpf“

 

Nylons am Bein

 

 

Falk Drechsel, Heike Krause, Klaus Michael Oßwald, ARWA, Geschichten aus dem Strumpfimperium, hg. von der Stadt Gaildorf, Neustadt a. d. Aisch 2018, ISBN 978-3-96049-044-9.

Ein spannendes Stück Strumpfgeschichte – das der A. Robert Wieland Strumpfwaren-Fabriken Auerbach. 1891 im Vogtland gegründet und seit 1927 auch in Chemnitz ansässig, sah man sich nach der Enteignung 1946 zur Übersiedlung von der sowjetisch besetzten in die „Westzone“ gezwungen. Die Firma wurde 1948 im württembergischen Backnang bzw. ein Jahr später in Unterrot an der Kocher neugegründet. Die monatliche Produktionsrate lag damals bei etwa 10.000 Stück „halbseidener“ Damenstrümpfe, konnte bis 1952 aber auf unglaubliche 700-800.000 Stück gesteigert werden. 96% aller Deutschen kannten die Marke, und kaum ein Damenbein blieb ohne die Perlonstrümpfe von ARWA. Sogar eine „deutsche Beinkönigin“ wurde gekrönt, das Geschäft boomte und man expandierte international – bis 1973 die Produktion schließlich eingestellt werden musste.

Selten liest sich eine Firmenhistorie, verpackt in viele kleine Geschichten von Zeitzeugen und „Arwanern“, so spannend – ist sie doch zugleich ein Stück Kultur- und Modegeschichte im Spiegel einer Strumpffabrik und auch gemeinsamer deutscher Zeitgeschichte in Ost und West.